
SMED steht für „Single Minute Exchange of Die“ – zu Deutsch: Ein-Minuten-Werkzeugwechsel. Ursprünglich stammt die Methode aus der japanischen Produktionsphilosophie von Shigeo Shingo, einem der Begründer des Toyota-Produktionssystems.
Doch SMED ist längst nicht mehr nur ein Werkzeug aus der Automobilindustrie. Heute nutzen Unternehmen unterschiedlichster Branchen das Konzept, um Stillstandszeiten zu reduzieren, Abläufe zu vereinfachen und Produktivität zu steigern.
Im Kern geht es um eines: Schneller von Produkt A zu Produkt B umstellen – ohne Qualität oder Sicherheit zu gefährden.
Viele Unternehmen unterschätzen, wie teuer Rüstzeiten wirklich sind. Während Maschinen stillstehen, fließt kein Umsatz. Mitarbeiter warten, Prozesse stocken, Liefertermine geraten in Gefahr.
Gerade in Zeiten kleiner Losgrößen und individueller Kundenwünsche werden häufige Umrüstungen zur Normalität – und damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
Ein Praxisbeispiel:
Ein Verpackungsunternehmen benötigt ursprünglich 90 Minuten, um von einer Produktlinie auf die nächste umzurüsten. Nach einem konsequenten SMED-Projekt sinkt die Rüstzeit auf 18 Minuten – die Produktionskapazität steigt um 25 %.
Die SMED-Methode folgt einem klar strukturierten Ablauf in vier Schritten:
Analyse der aktuellen Rüstvorgänge:
Alles wird beobachtet, gemessen und dokumentiert. Welche Handgriffe dauern wie lange? Wo entstehen Wartezeiten?
Trennung von internen und externen Rüstvorgängen:
Interne Vorgänge sind nur bei Maschinenstillstand möglich – externe hingegen lassen sich vorbereiten, während die Anlage noch läuft.
Umwandlung interner in externe Tätigkeiten:
Werkzeuge können oft schon vorab bereitgelegt, Materialien vorgewärmt oder Messwerte voreingestellt werden.
Optimierung und Standardisierung:
Unnötige Bewegungen werden eliminiert, Hilfsmittel angepasst und Abläufe visuell unterstützt – bis der neue Standard steht.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Ein Metallverarbeiter merkt, dass das Werkzeug erst gesucht wird, wenn die Maschine bereits steht. Durch die Einführung eines Rüstwagens mit allen benötigten Werkzeugen sinkt die Rüstzeit pro Auftrag von 50 auf 20 Minuten.
Natürlich ist die Zeitverkürzung der sichtbarste Effekt. Doch wer SMED richtig umsetzt, profitiert auch auf anderen Ebenen:
Mehr Flexibilität: Schnellere Umrüstungen erlauben kleinere Losgrößen – und damit individuellere Aufträge.
Bessere Qualität: Standardisierte Abläufe reduzieren Fehlerquellen.
Mitarbeiterzufriedenheit: Klar strukturierte Prozesse senken Stress und schaffen Verantwortungsbewusstsein.
Kontinuierliche Verbesserung: SMED fördert die Lean-Denke – jeder Mitarbeiter sucht nach Verbesserungen.
Besonders spannend: SMED ist kein einmaliges Projekt, sondern ein Prozess. Unternehmen, die regelmäßig messen und optimieren, schaffen eine Kultur der Effizienz.
Der Einstieg muss nicht komplex sein. Wichtig ist, klein anzufangen.
Ein Team wählt eine Maschine aus, analysiert gemeinsam den Rüstprozess und dokumentiert jeden Schritt. Mit einer Stoppuhr, einer Kamera oder einfach einem Notizblock wird sichtbar, wo Zeit verloren geht. Schon diese erste Transparenz sorgt für Aha-Momente.
Anschließend werden Ideen gesammelt – oft kommen die besten von den Mitarbeitern selbst. Kleine Veränderungen, wie klar markierte Werkzeuge oder Checklisten, haben oft große Wirkung.
Ein Praxisfall:
Ein Kunststoffhersteller führte SMED zunächst an nur einer Spritzgussmaschine ein. Nach drei Wochen war die Rüstzeit halbiert. Der Erfolg sprach sich herum – heute ist SMED Standard im ganzen Betrieb.
SMED zeigt, wie viel Potenzial in alltäglichen Abläufen steckt. Es geht nicht darum, Mitarbeiter unter Druck zu setzen, sondern Abläufe so intelligent zu gestalten, dass Arbeit leichter und produktiver wird.
Wer seine Prozesse regelmäßig hinterfragt, schafft sich einen echten Vorsprung – in Effizienz, Qualität und Zufriedenheit.